Inhalt
-
Erläuterung zum Thema „NICE-Guidelines und Expertenmeinung zur Entwurfsfassung“ von C. Ebel
-
Überarbeitung der medizinischen Leitlinie (LL) „Müdigkeit“ unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM)
-
Bundesministerium für Gesundheit lässt Gutachten zu ME/CFS erstellen
-
Digitale ME/CFS- Fachtagung 2021
Erläuterung zum Thema „NICE-Guidelines und Expertenmeinung zur Entwurfsfassung“ von C. Ebel
Das NICE (National Institute for Health and Care Excellence) ist das britische Institut für Leitlinien in der Medizin und Gesundheitsversorgung.
Wie einige unserer Leser sicher wissen, gibt es auch in Großbritannien schon seit Jahren Leitlinien, in denen die Versorgung von Patienten mit ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info dargelegt war. In der alten Fassung wurden aktivierende Therapie-Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie (cognitive behavioral therapy - CBT) oder medizinische Trainingstherapie mit steigender Belastung (graded exercise therapy – GET) empfohlen, was bei der damaligen Erstellung dieser Leitlinien unter Patienten und deren Interessenvertretern zu Protesten geführt hatte.
Derzeit werden diese Leitlinien überarbeitet. Ursprünglich war die finale Version für April angekündigt, der Veröffentlichungstermin ist mittlerweile auf Mitte August 2021 verschoben worden.
Die Entwurfsfassung wurde bereits Ende 2020 publiziert. Damit wurden auch Experten aufgerufen, ihre Meinung zum Leitlinienprozess abzugeben. In den öffentlichen Dokumenten zum Leitlinienprozess hat das NICE Stellungnahmen von drei Experten ins Netz gestellt, von denen zwei besondere Aufmerksamkeit verdienen.
Prof. Jonathan Edwards ist Professor für Rheumatologie am University College London. Er hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach zu ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info geäußert. Außerdem ist er Experte für die Bewertung der Qualität wissenschaftlicher Studien und deren Limitierungen.
Nina Muirhead ist Chirurgin und selbst an ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info erkrankt. Sie beschreibt sehr treffend die Probleme in der Versorgung der Patienten und die Unwissenheit in der Ärzteschaft.
Insbesondere die Stellungnahme von Prof. Edwards ist eine fundierte Kritik an der bisherigen Studienlage zu ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info und die Behandlung durch aktivierende Therapieverfahren. Der Fatigatio e.V. hat sich daher entschlossen, diesen englischen Original-Text übersetzen zu lassen von einem gerichtlich zugelassenen Übersetzungsbüro.
Der Schwerpunkt seiner Einlassungen liegt auf der mangelnden Qualität der vorliegenden Studien. Dabei geht es nicht um so offensichtlich Dinge wie die Veränderungen der Endpunkte in der PACE-Studie, die nach Offenlegung der Originaldaten zeigte, dass es keinen positiven Effekt der aktivierenden Verfahren bei den eingeschlossenen Patienten gab. Vielmehr kritisiert er, dass der normale Standard für Therapie-Studien weitestgehend nicht eingehalten wird.
Bei der Überprüfung der Wirksamkeit z.B. von neuen Medikamenten wird als Standard gefordert, dass randomisierte, kontrollierte Studien durchgeführt werden, bei denen das Doppel-Blind-Prinzip angewendet wird. Dies bedeutet, dass sichergestellt wird, dass sowohl die Therapeuten in der Studie als auch die Patienten nicht wissen, ob sie die echte (Verum) oder eine Schein-Therapie (Placebo) erhalten. Nur wenn beide Gruppen dieses nicht wissen, kann ausgeschlossen werden, dass Therapeuten Einfluss auf die Wirkung am Patienten nehmen. So könnte z.B. ein neues Medikament angepriesen werden mit „Nehmen Sie diese neuartige Tablette, und es wird Ihnen deutlich besser gehen“. Gleiches muss auch für andere von Therapeuten angewendete Verfahren gelten. Wenn also der Psychotherapeut äußert „Machen Sie diese Verhaltenstherapie, und es wird Ihnen deutlich besser gehen“ hat er das Prinzip verletzt. Praktisch alle derzeitigen Studien sind nicht nach dem Doppel-Blind-Prinzip durchgeführt. „Randomisiert“ bedeutet übrigens, dass nach objektiv zufälligen Kriterien die Patienten der Verum- oder der Placebo-Gruppe zugeordnet werden, damit nicht „aus Versehen“ in der Verum-Gruppe Patienten mit einem größeren Verbesserungspotential landen. Die Einlassung von Prof. Edwards ist noch deutlich ausführlicher.
Der Fatigatio e.V. hält es für wichtig, dass diese Argumentationsweise weiter bekannt wird. Es ist z.B. vorstellbar, dieses Dokument als Argumentationshilfe bei Auseinandersetzungen mit Versicherungsträgern zu verwenden, um darzulegen, dass die verordnete Verhaltenstherapie keineswegs als so wirksam zu beurteilen ist, wie die Versicherungsträger es derzeit postulieren.
Wir stellen unseren Mitgliedern daher die übersetzte Fassung im Anhang dieser Email zur Verfügung.
Das englische Original finden Sie unter: https://www.nice.org.uk/guidance/GID-NG10091/documents/supporting-documentation-3
Überarbeitung der medizinischen Leitlinie (LL) „Müdigkeit“ unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM)
Auch in Deutschland wird die medizinische Leitlinie „Müdigkeit“ überarbeitet. Alle Patientenorganisationen sind beteiligt und arbeiten zusammen. Für den Fatigatio sind C. Ebel und T. Christmann aktiv.
Bei der letzten Erstellung dieser Leitlinie 2017 kam es zu erheblichem Unstimmigkeiten mit den Patientenorganisationen, was dazu führte, dass in der Langfassung der LL davon Abstand genommen wurde, diese LL als eine im „engeren Sinne“ für ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info zu sehen.
Der gegenwärtige Stand ist, dass die beteiligten Fachvertreter mit Literatursuche beauftragt sind. Frau Prof. Scheibenbogen hat angeboten, das Kapitel für ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info zu verfassen. Aus Sicht der DEGAM sollen auf jeden Fall die überarbeiteten NICE-Guidelines (NICE=National Institute for Health and Care Excellence, Großbritannien) mit einbezogen werden.
Als Patientenorganisation ist der Fatigatio e.V. in den Leitlinienprozess eingebunden. Ziel dabei ist sicherzustellen, dass die Literatur und internationaler Wissensstand zu ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info adäquat eingebunden werden.
Bundesministerium für Gesundheit lässt Gutachten zu ME/CFS erstellen
Das Bundesministerium für Gesundheit hat das IQWiG beauftragt, den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zum Thema ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info fachlich und allgemein verständlich aufzuarbeiten. Das IQWiG ist ein unabhängiges Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Das Ergebnis ist verpflichtend und richtungsweisend für die medizinische und sozialrechtliche Versorgung der ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info Patienten.
Zum jetzt vorliegenden Berichtsplan können Stellungsnahmen bis zum 11.08.2021 abgegeben werden an berichte@--no-spam--iqwig.de.
Weitere Informationen unter [N21-01] Aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisstand zu Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS) (iqwig.de) oder www.iqwig.de/projekte/n21-01.html
Digitale ME/CFS-Fachtagung 2021
Versorgung, Forschung, Hirn & Bauch (Brain& Gut)
Wir möchten über unsere Themenauswahl die derzeitigen Möglichkeiten der Versorgung aus gesundheitspolitischer, medizinischer und therapeutischer Sicht darstellen. ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info ist als neurologische Erkrankung eingeordnet, daher wird unser Schwerpunkt in diesem Jahr auf derzeitigen Optionen der Neurologie, erweitert durch die Gastroenterologie, liegen.
Die Fachtagung 2021 findet wieder als Hybridveranstaltung aus Fulda statt. In geringem Umfang ist eine Präsenzteilnahme möglich. Der Großteil der Referenten wird nicht vor Ort sein und die Möglichkeit der Onlineübertragung nutzen. Im Anschluss an die jeweiligen Vorträge stehen die Referenten für Fragen zur Verfügung.
Die Veranstaltung wird im Livestream über Youtube übertragen. Der Teilnahme-Link kann vor der Veranstaltung von der Homepage des Fatigatio e.V. unter "Aktuelles" abgerufen werden. https://www.fatigatio.de/news
Erich Irlstorfer, MdB, “ME/CFSChronisches Fatigue Syndrom
> mehr Info – Eine gesundheitspolitische Perspektive aus dem Deutschen Bundestag”
Dr. med. Alexander Hagel, Gastroenterologie: Lebensmittelallergien, -intoleranzen und Mastzellaktivierung und weitere Störungen des GIT bei ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info
Dr. med. Katharina Hotfiel, Allgemeinmedizin: Therapieoptionen bei Lebensmittelallergien und Intoleranzen.
Dr. med. Dipl.oec. med. Verena Isabell Leussink: "ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info-Hürden zur Diagnose und Therapie”
Prof. Dr.med. Wolfgang Huber, Internist, Nephroploge: „Langzeitfolgen nach Virusinfektionen“
Dr. med. Claudia Kedor, Institut für medizinische Immunologie; Charité FatigueAndauerndes Gefühl der Erschöpfung
> mehr Info Centrum Berlin „Post-COVID19-FatigueAndauerndes Gefühl der Erschöpfung
> mehr Info, CFSChronisches Fatigue Syndrom
> mehr Info -Versorgung und CFSChronisches Fatigue Syndrom
> mehr Info_CARE-Neue Versorgungsformen
Prof.Dr. med. Michael Vanelzakker, Neuroscience, Massachusetts General Hospaital/Harvard Medical School: "Bildgebende Verfahren bei ME/CFSMyalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome
> mehr Info"
Alle Angaben und Inhalte ohne Gewähr
Die laienverständliche Zusammenfassung der Vorträge 2020 ist als Broschüre verfügbar: https://www.fatigatio.de/me/cfs/shop/shop/Infomaterial