Plenardebatte: Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP
Dr. Daniela Sommer, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, betonte in der Debatte, dass diese Erkrankungen häufig unsichtbar bleiben, aber die Lebensqualität der Betroffenen massiv einschränken. Kinder, Jugendliche und Erwachsene leiden unter Symptomen wie starker Erschöpfung, Schmerzen und kognitiven Einschränkungen. Dr. Sommer forderte den Ausbau spezialisierter Ambulanzen, die Verstetigung des Projekts PEDNET-LC für junge Patientinnen und Patienten und gezielte Fortbildungen für medizinisches Fachpersonal.
Auch die CDU-Landtagsfraktion machte deutlich, wie wichtig umfassende Unterstützung für alle Betroffenen ist. Sandra Funken, familienpolitische Sprecherin der CDU, hob hervor, dass Hilfe in allen Lebensbereichen – von Eltern über Kinder bis zu Beschäftigten – notwendig sei. Besonders wichtig seien die Sensibilisierung von Hausärztinnen und -ärzten, Lehrkräften und Fachpersonal sowie klar geregelte Nachteilsausgleiche in Schule und Ausbildung.
Diana Stolz, Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, hob in ihrer Rede hervor, dass Long Covid und ME/CFS Erkrankungen seien, „die das Leben der Betroffenen ganz plötzlich hart und tiefgreifend verändern“. Sie betonte, wie wichtig es sei, Betroffene ernst zu nehmen und ihnen Verständnis sowie konkrete Unterstützung zukommen zu lassen. Für ME/CFS-Betroffene und -Verbände zentral ist ihre Zusage, dass das Land „die Betroffenen nicht alleine lässt“ und weiterhin gezielt an Forschung, Versorgung und Aufklärung arbeiten werde.
Die Grünen forderten zusätzlich den Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Spezialambulanzen, die konsequente Umsetzung der Long-COVID-Richtlinie des G-BA und die Entwicklung schulischer Handreichungen. Ziel ist es, Diagnostik, Behandlung und schulische Teilhabe für Betroffene deutlich zu verbessern.
Yanki Pürsün, gesundheitspolitischer Sprecher der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, betonte, dass Long Covid und ME/CFS „längst keine Randerscheinungen mehr“ seien und die Zahl der Betroffenen weiter steige. Um wirksame Therapien zu entwickeln, müsse die Forschung deutlich intensiver unterstützt werden. Pürsün forderte zudem mehr digitale Hilfsangebote, da viele Erkrankte in ihrer Mobilität stark eingeschränkt seien. Hausärztinnen und Hausärzte bräuchten klare Standards und verpflichtende Fortbildungen, um die komplexen Krankheitsbilder besser erkennen und behandeln zu können. Besonders hob er die Situation von Kindern und Jugendlichen hervor, die durch digitale Lernangebote trotz Erkrankung weiter am Bildungsleben teilhaben sollten. „Denn jeder Mensch verdient Teilhabe – auch mit chronischen und komplexen Erkrankungen“, so Pürsün.
Forschung und Entwicklung neuer Therapien
Der Antrag betont auch die Notwendigkeit, die Forschung zu ME/CFS, Long Covid und Post Vac zu stärken. Ziel ist es, die Ursachen besser zu verstehen, Krankheitsmarker zu identifizieren und wirksame Therapieoptionen, einschließlich Off-Label-Therapien, zu entwickeln, um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern.
Setzpunkt-Gespräch: Perspektive von Fatigatio e.V.
Im Anschluss an die Plenarsitzung fand das Setzpunkt-Gespräch mit Politikerinnen und Vertretern von Patientenorganisationen statt. Fatigatio e.V. war vor Ort und brachte zentrale Anliegen der Betroffenen ein.
Wichtige Forderungen unserer Vertreterin Birgit Gustke (RG Fulda-Osthessen) waren:
- Einrichtung eines Runden Tisches für Hessen, in dem Betroffene, medizinische Fachgesellschaften, Kostenträger und Politik gemeinsam Lösungen erarbeiten
- Verbesserung der Fortbildungsangebote für Ärzte und medizinisches Fachpersonal
- Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung mit staatlicher Unterstützung
- Sicherstellung von Fördermitteln für telemedizinische Angebote für junge Erwachsene, wenn sie mit der Volljährigkeit z.B. aus der PEDNET-LC Versorgung fallen
- Schaffung individueller Teilhabe in Bildung, Beruf und Gesellschaft für Betroffene
Der Bundesverband ME/CFS begrüßt den Antrag der Fraktionen als wichtigen Schritt, um die Versorgungssituation in Hessen nachhaltig zu verbessern und die gesellschaftliche Anerkennung von ME/CFS, Long Covid und Post Vac zu stärken.
Nächste Schritte
Die nächsten Schritte beinhalten die Überführung der Vorschläge in die zuständigen Ausschüsse, weitere Gespräche mit politischen Akteurinnen und die kontinuierliche Begleitung der Umsetzung.
Fazit
Mit dem Antrag setzen SPD und CDU ein klares Signal für die Stärkung von Patientinnen und Patienten mit ME/CFS, Long Covid und Post Vac in Hessen. Fatigatio e.V. sieht darin eine Chance, die Versorgung nachhaltig zu verbessern, Fortbildungen zu intensivieren und die gesellschaftliche Anerkennung dieser komplexen Erkrankungen zu fördern.
Hier kann der Antrag „Long-Covid und ME/CFS: Betroffene Menschen stärken“ (Drucksache 21/2762) eingesehen werden.