Auf dem Foto sieht man ein Kiosk-Regal mit Zeitungen

Thüringen geht voran: FDP-Fraktion legt umfassenden Antrag zu ME/CFS im Landtag vor

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Erfurt, 07.02.2022. Der Thüringer Landtag ist erneut Schauplatz vielversprechender Entwicklungen in der ME/CFS-Versorgung geworden. Die FDP-Fraktion legte am 07. Februar unter Führung ihres gesundheitspolitischen Sprechers, Robert-Martin Montag, einen Antrag vor, der deutschlandweit seinesgleichen sucht. ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die auch in Folge einer Coronainfektion auftreten kann.

Die Antragssteller erkennen angesichts der prekären Versorgungslage einen dringenden Handlungsbedarf. Forschung, Versorgung und Aufklärung zu ME/CFS sollen massiv gestärkt werden. Der Thüringer Landtag hatte bereits im Juni 2021 den richtungsweisenden Beschluss gefasst, die Erforschung von Long-Covid und ME/CFS zu fördern. Der nun vorgelegte Antrag ist hinsichtlich Detailtiefe und Umfang europaweit einzigartig und führt das Bundesland auf den Weg zum unangefochtenen Vorreiter in der ME/CFS-Versorgung. In Folge der Corona-Pandemie ist mit einem deutlichen Anstieg der Zahl der Erkrankten unter Kindern und Erwachsenen zu rechnen.

„Das stille Leiden an ME/CFS beenden“, so titelt der Antrag der Thüringer FDP-Fraktion und bringt damit auf den Punkt, was Betroffene, Patienten­organisationen und medizinische Expert*innen seit Jahrzehnten schildern: ME/CFS ist eine der letzten schweren Erkrank­ungen, die vom Gesundheits­system bislang völlig übersehen wurde. Die meisten Betroffenen sind arbeitsunfähig, viele können das Haus nicht mehr verlassen, sind pflegebedürftig oder bettlägerig. Dennoch gab es bislang keine flächendeckenden Versorgungsangebote, keine systematische Forschungs­finanzierung. Die Erkrankung kommt weder in der medizinischen Ausbildung noch in den Fortbildungsplänen der Ärztekammern vor.

Doch mittlerweile hat die Thüringer FDP-Fraktion die Not der Betroffenen erkannt und fordert die Landesregierung auf, zeitnah Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Situation zu verbessern. Ihr Antrag nennt u.a. die Einrichtung von Versorgungsstrukturen, die Förderung der Forschung, Fort- und Weiterbildungen für medizinisches Fachpersonal, sowie Modellprojekte für die individuelle Beschulung betroffener Kinder. Die Detailtiefe und der Umfang der beschriebenen Maßnahmen lässt erkennen, dass sich die Antragssteller zuvor intensiv mit der problematischen Versorgungslage auseinandergesetzt und wiederholt den Kontakt zu Patientenorganisationen und medizinischen Expert*innen gesucht haben. Auch der Fati­gatio e.V. stand seit Juli 2021 mit Herrn Montag in Kontakt und konnte in zahlreichen Gesprächen die Erfahrungen der ME/CFS-Betroffenen sowie die besonderen Bedarfe von erkrankten Kindern und Jugendlichen vermitteln. „Die Güte des Antrags ist auch auf das Zusammenwirken aller Patientenorganisation sowie auf den unermüdlichen Einsatz von medizinischen Expertinnen wie Prof. Behrends (MRI der TU München) und Prof. Scheibenbogen (Charité Berlin) zurückzuführen“, begrüßt Dr. Lieseltraud Lange-Riechmann, Vorsitzende des Fatigatio e.V., das Ergebnis. Die Unterstützung von Seiten der Politik weckt bei den Betroffenen die Hoffnung auf eine Besserung ihrer Lage, nachdem sie jahrzehntelang nicht gehört wurden.

 

 

Offener Brief der Patientenorganisationen

Die Patientenorganisationen Fatigatio e.V., Deutsche Gesellschaft für ME/CFS und #MillionsMissing Deutschland haben sich in einem offenen Brief an die Fraktions­vorsitzenden von SPD, Linken, Bündnis90/Die Grünen und CDU im Thüringer Landtag gewendet. In diesem offenen Brief unterstreichen sie die Dringlichkeit der Forderungen und rufen die Fraktionen auf, die Vorlage der FDP zu unterstützen.

Offener Brief der Patientenorganisationen zum Download

 
     

 

Quelle: Thüringer Landtag/Michael Reichel